Detailansicht von der Wandmalerei im Palmensaal von Schloss Urach

Grosser Raum für Empfänge und FesteDer Palmensaal

Im Obergeschoss liegt der zentrale, große Empfangssaal: der Palmensaal. Graf Eberhard V. ließ die Wände bemalen ‒ mit seiner Lebensdevise „Attempto“, „ich wag’s“ , den Wappen seiner Vorfahren und exotischen Bäumen. Wandhohe Palmen sollten die italienische Verwandtschaft seiner Braut beeindrucken.

Blick auf die Wandmalerei im Palmensaal von Schloss Urach

Die exotische Ausmalung wurde bei der Sanierung in den 1960er-Jahren entdeckt.

Hoch zu Ross in den Empfangssaal

Eine hölzerne Außentreppe, die von Ross und Reitern genutzt werden konnte, führte vom Schlosshof in das erste Obergeschoss ‒ in den Palmensaal. Er erstreckt sich über das gesamte Geschoss und ist der zentrale Empfangs- und Festsaal des Residenzschlosses. Ursprünglich wurde die Saaldecke von Eichensäulen gestützt. Die Wände ließ Graf Eberhard V. anlässlich seiner Hochzeit ausmalen: 1474 heiratete er Barbara Gonzaga, Tochter des reichen und kultivierten Markgrafen Ludovico II. Gonzaga von Mantua.

Porträt Graf Eberhards V. in der Stiftskirche Tübingen

Graf Eberhard V. von Württemberg.

Zeichen des Pilgers

Als Pilger zog der junge Graf 1468 ins Heilige Land. Eine Reise nach Jerusalem war im 15. Jahrhundert lang, gefährlich und so eindrucksvoll, dass sie zum prägenden Erlebnis für den Reisenden wurde. Der lateinische Ausruf „Attempto“ – „Ich wag’s“ wurde Graf Eberhards Devise, die Palme sein Zeichen. Er selbst hatte Palmen gesehen, ungewöhnlich für die damalige Zeit. Mit den Malereien präsentierte sich der Gründer der Universität Tübingen als gebildeter Herrscher – und würdiger Bräutigam.

Wandmalereien zeigen die Ahnenprobe von Graf Eberhard im Residenzschloss Urach.

Die „Königin der Oase“ gilt als Symbol für das Leben ‒ und die Unsterblichkeit.

Königin der Oase

Die Palme lässt sich als Symbol vielseitig deuten: Seit der Antike stehen Palmzweige für Frieden, Freude und den Sieg. Da die Blätter der Palme immergrün sind, gelten sie als Sinnbild für Auferstehung und ewiges Leben: In der biblischen Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem huldigten ihm die Menschen mit Palmzweigen. Für Araber ist die Palme das Symbol des Lebens und die „Königin der Oase“ – nicht ohne Grund: Die Bäume werden bis zu 25 Meter hoch, bis zu 300 Jahre alt und trotzen jedem Sturm.

Monumentaler Ahnennachweis

Auch der „Baum des Lebens“ im Alten Testament wird seit dem frühen Christentum häufig als Palme dargestellt: Als Symbol der Unsterblichkeit umgeben die Palmen im Festsaal acht gemalte Schilde – mit den Wappen der Urgroßväter und Urgroßmütter des Grafen Eberhard V. Diese sogenannte Ahnenprobe bezeugt die adelige Abstammung des Hauses Württemberg ‒ und die enge Verwandtschaft mit den Fürstenhäusern Europas. Sie ist der älteste, erhaltene Adelsnachweis im weltlichen Bereich nördlich der Alpen.

Wappen von Mömpelgard im Palmensaal von Schloss Urach
Wappen des Herzogs Ulrich von Württemberg im Palmensaal von Schloss Urach
Wappen der Mechthild von Savoyen-Achaia im Palmensaal von Schloss Urach

Verschiedene Wappen der württembergischen Herrscherfamilie im Palmensaal.

Wandmalereien im Palmensaal, Residenzschloss Bad Urach

Auch die Wandmalereien im Palmensaal aus dem 17. Jahrhundert wirken exotisch.

Jagdsaal und herzogliches Appartement

Im 16. Jahrhundert wurde der Saal zum Jagdsaal umgewandelt: Mehrere Inschriften beziehen sich auf herzogliche Jagden. Zu den Wandmalereien aus der Zeit von Eberhard „im Bart“ kamen weitere hinzu: das Wappen des Herzogs Ulrich von Württemberg und dekorative Malereien aus dem Jahr 1611. Unter Herzog Carl Eugen von Württemberg wurde der Palmensaal zum fürstlichen Appartement mit Gardesaal umgebaut. Der Rückbau erfolgte während der Sanierung des Palmensaals in den 1960er-Jahren.

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