Die Hochzeit, Ölstudie von Joseph Anton von Gegenbaur

ITALIENISCHER GLANZ IN URACHEine spektakuläreHochzeitsfeier

1474 feierten Graf Eberhard V. im Bart und Barbara Gonzaga aus Mantua eine spektakuläre Hochzeit. 13.000 Gäste waren bei dieser Hochzeit dabei, alle, die Rang und Namen hatten. Vier Tage lang dauerte die Feier: Es wurde gespielt und getanzt, es gab erlesene Speisen und aus einem Brunnen floss Wein.

Graf Eberhard V. von Württemberg, Glasgemälde

Graf Eberhard V. von Württemberg.

Langwierige Vorbereitungen

Im November 1473 reiste zunächst ein württembergischer Brautwerber nach Mantua in den Palazzo di San Giorgio. Im März 1474 machte sich Eberhard selbst auf den Weg nach Révere bei Mantua, um sich ein Bild von der 10 Jahre jüngeren Braut zu machen. Bereits am 12. April 1474 erfolgte die feierliche Vermählung im Dom von Mantua. Der Ehevertrag wurde am 14. April verbrieft. Darin war unter anderem auch die Anreise Barbaras nach Urach vereinbart, die im Juni 1474 erfolgen sollte.

Portrait der Barbara Gonzaga in einem Wandbild von Andrea Mantegna

Die Braut Barbara Gonzaga.

Barbara auf dem Weg nach Urach

Barbara machte sich am 10. Juni 1474 von Mantua auf den Weg nach Urach. Ihr Geleit umfasste 70 Personen, 217 Pferde, 30 Maultiere und 6 Wagen. Der Tross zog über Verona, Trient, Brenner und Innsbruck bis nach Kempten, wo er nach 18 Tagen eintraf. Dort wurde die Braut von Eberhards Geleit in Empfang genommen. Am Samstag, den 2. Juli, erreichten Barbara und ihr Gefolge Blaubeuren, wo sie die Nacht verbrachten.

Residenzschloss Urach

Ein Schloss für die neue Gräfin.

In Urach mit Spannung erwartet

Die Ankunft des prunkvollen Brautzugs und das mächtige Gefolge Barbaras wurde in Urach freudig erwartet. Eberhards Residenzstadt putzte sich für die Braut und das prächtige, mehrere Tage dauernde Hochzeitsfest heraus. Die Feierlichkeiten gerieten zu einer einzigartigen Demonstration fürstlichen Selbstverständnisses des Bräutigams. Eberhards Stolz auf seine Ehefrau und seine neue Verwandtschaft wurde mit einem ungeheuren logistischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Aufwand zur Schau gestellt.

Blick auf die befestigte Stadt Urach, Aquarell um 1616

Von 13.000 Gästen und 4.280 Pferden besucht.

Unterkunft für die Gäste

13.000 Gäste sollen an der Hochzeit von Eberhard im Bart und Barbara Gonzaga in Urach teilgenommen haben. Angereist war diese unglaubliche Zahl an Gästen mit 4.280 Pferden. Sowohl Mensch wie auch Tier wollten untergebracht und verköstigt werden. Schon Sattler stellte sich in seiner Chronik die Frage, wo „alle diese Leute Unterschlauf gefunden haben“. Die ganze Stadt Urach wie auch die umliegenden Orte Dettlingen und Metzingen wurden mit einbezogen, als es darum ging, Menschen und Tiere zu beherbergen.

Brot und Wein in riesigen Mengen

Während der Hochzeitsfeierlichkeiten wurden Berge von Brot verspeist. 165.000 Brotlaibe sollen es gewesen sein. Auch mussten Hektoliter Wein herbeigeschafft werden. Spektakulär war ein Brunnen, der während der Feierlichkeiten reichlich Rebsaft spendete. Insgesamt wurden 150.000 Liter Wein getrunken. Ungewöhnlich mag es heute erscheinen, dass Männer und Frauen an getrennten Tafeln speisten. Fürstlich wurde an allen Tischen gegessen, wenn auch die Tafel der Herren prunkvoller ausgestattet gewesen sein soll.

Blick auf eine gedeckte Tafel in der Dürnitz von Schloss Urach

Im Schloss kann festlich getafelt werden.

Von Bratwürsten, Spanferkeln und Krebsen

Das spektakuläre Hochzeitsmahl des zweiten Tages bestand an der Tafel der Fürstinnen und Fürsten aus sensationellen 22 Gängen. Dank Sattler ist noch heute die genaue Speisefolge bekannt. Aufgetischt wurde alles, was das Herz begehrte: Es gab Bratwürste mit grünem Kraut, Wildbret in kostbarem Pfeffer, gebratenes Spanferkel, gesottene Forellen und Krebse. Etwas weniger üppig ging es an den Tafeln des niederen Adels zu: Hier wurden lediglich 12 Gänge aufgetischt. Das Gesinde wurde immerhin noch mit sechs Gängen bedacht.

Ein gutes Arrangement

Die Vermählung von Barbara und Eberhard war für beide Höfe ein gutes Arrangement. Durch Barbara hielt das Leben eines italienischen Hofes der Renaissance im beschaulichen Urach Einzug und auch ihr Einfluss auf Eberhard war nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel öffnete sich Eberhard durch ihren Einfluss den Wissenschaften. Die humanistische Bildung und Kultur wurden ihm ein wichtiges Anliegen und führten unter anderem zur Gründung der Universität Tübingen.

Graf Eberhard V. im Bart und Barbara Gonzaga, Glasmalerei im Chor der Stiftskirche in Tübingen (um 1476/78)

Graf Eberhard V. im Bart und Barbara Gonzaga, Glasmalerei im Chor der Stiftskirche in Tübingen (um 1476/78).

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